beschäftigt sich mit einer Realität, die vielen bekannt ist: dem gesellschaftlichen Vorurteil, welches Berufe als typisch männlich oder weiblich kategorisiert.
Die Bilder sollen einen Einblick in den Alltag einiger Handwerkerinnen ermöglichen und dazu anregen, Stereotype zu hinterfragen.
An Sinas Portrait-Fotografien ist deutlich zu sehen: Sie nimmt sich Zeit. So viel Zeit, dass die Protagonistinnen die Kamera nicht mehr wahrnehmen.
Als fotografische Dokumentaristin macht sich Sina mit ihren Protagonistinnen so weit vertraut, dass diese ihre Anwesenheit vergessen, und dass sie das im Foto festgehalten zu werden, nicht mehr als übergriffig, sondern wohltuend, warm und vertraut empfinden können. Deshalb sind die Portraits der jungen Frauen gleichermaßen zurückhaltend wie eindringlich. Schön zu sehen, wie sich die Portraitierten auf ihre jeweiligen Aufgabe fokussieren, wie sie große Räume durchschreiten und diese mit ihren Tätigkeiten vollständig ausfüllen. Was die Protagonistinnen eint ist, dass sie sich in einem traditionell von Männern dominierten Umfeld bewegen. Und doch hat jede eine individuelle Position dazu bezogen, was dies bedeutet.
Auch Sina ist gelernte Schreinerin und kennt die Abläufe und die mentalen Zustände, die das Handwerk erfordert. Vielleicht kann sie deshalb so feinstofflich dokumentieren, wie ruhig und präzise die Handwerkerinnen Hände, Körper und Kopf in den Dienst ihrer jeweiligen Aufgabe stellen.
So wie Sina ihr Feingefühl, ihre urteilslose Zurückhaltung und ihren Blick für die Schönheit im alltäglichen Tun der jungen Frauen in den Dienst der Fotografie stellt.
Margitta Freund